Technik & Gehör beim Mastering

Kosten, Leistungen und das Umfeld

Wie es bei Paaren immer ist; mal harmonieren sie perfekt, oft stimmt gar nichts. Hat man ein top Monitoring-System, aber verbringt den Tag am Presslufthammer oder die Nächte in der ‚Disse‘, kann man auch gleich auf dem Ghetto-Blaster mastern. Andererseits, der passionierte Keyboarder, welcher feinste Nuancen in Pegeln und Modulationen hört, kann kein optimales Nachbearbeiten seiner Aufnahmen an den Tasteninstrumenten vornehmen, ohne sich mit entsprechend hochwertiger Technik auszustatten.

Es muss von beidem ein ausreichendes Kontingent vorliegen. ‚Ausreichend‘ ist hier jedoch ein Begriff, an dem sich gerade in der Szene der Tontechnik die Geister scheiden und die Gemüter erhitzen. Nicht (nur) der hohe Preis entscheidet, ob  z.B. genau dieser oder jener Monitor der beste ist, sondern vor allem, was ist das vornehmliche Einsatzgebiet dieses Monitors. Da die Industrie eine großzügige Auswahl in allen Preisstufen bereitstellt, sollte man sich vor dem Kauf von Technik über einige Fakten im Klaren sein.

Viele bekannte Marken haben sich über Jahrzehnte einen festen Platz auf dem Markt verschafft. Dies durch Qualität, ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und jede Menge Werbung. Letzterer Punkt sollte nicht vergessen werden; es gibt schließlich auch eine Menge ‚Müll‘ und ‚preiswerte‘ Lösungen zu kaufen. Nicht, weil sie unbedingt billig sind, sondern weil sie aggressiv genug beworben worden, so dass dem Neueinsteiger die Einscheidung zum Geldausgeben ‚erleichtert‘ wurde. Logischerweise endet solch ein Fehlkauf spätestens an Grenzen, wo professionelles, kompromissloses Arbeiten unerlässlich ist. Also, nicht zu geizig sein bei Anschaffungen, die über Jahre ihren Dienst leisten müssen und neben der offiziellen Werbung für Produkte auch mal die inoffiziellen Meinungen beachten. Foren zu diesem Thema gibt es mittlerweile einige sehr gut frequentierte.

Den Punkt des spezifischen Einsatzgebietes haben wir schon kurz erwähnt. Dies genau zu recherchieren bedeutet, man kann eine Menge Geld sparen, wenn man nicht nur darauf schaut, stammt z.B. dieser Monitor von der Marke XYZ, dann ist er wohl das Hochwertigste, was ich bekommen kann bzw. mir leisten muss? Besser man fragt zuerst, ist er für meine Zwecke nicht gar überdimensioniert? Wozu brauch man 2 x 500W Studiomonitore, wenn man im Mietshaus wohnt und dies auch so bleiben sollte? Vergleichsweise Systeme mit geringerer Ausgangsleistung kosten weniger und haben die selbe Charakteristik und Qualität!

Müssen es Subwoofer sein mit 60cm Membrandurchmesser, wenn man klassische Musik recorded/mastert? Muss es die teuerste Soundkarte mit den kürzesten Latenzzeiten sein, wenn man als Einzelperson nur privates Homerecording betreibt und die Musik statt auf dem Keyboard hauptsächlich per Mouseklick am Screen entsteht? Sinnvoller Einsatz und das Erkennen des tatsächlichen eigenen Bedarfs sind hier der Schlüssel.

Aufgrund der Menge der heutzutage erhältlichen Technik können und wollen wir natürlich nur generell anschneiden, was man bei der Anschaffung zum Mastern beachten sollte. Letztendlich gibt es kein einzelnes ‚Rezept‘, welche Komponenten dafür vorhanden sein müssen. Hier spielt eine wichtige Rolle, welche Musikrichtung vorwiegend bearbeitet werden soll und in welchem finanziellen Rahmen man sich bewegt. Dann, soll das Mastern auf herkömmliche Art am großen Pult und an den Racks vonstatten gehen oder hauptsächlich mit Hilfe des Computers? Wir beschränken uns auf letzteres, das ist ‚unser Ding‘.

 

Der Rechner

Fast jeder verfügt über einen PC. Aber ist dieser auch zum Mastern geeignet? Hier kann man grundsätzlich sagen, je mehr Spuren man bearbeiten will – was bedeutet, dass umso mehr virtuelle Klangformer ins Spiel kommen – umso höher muss natürlich die Rechenleitung sein. Hat man das nötige Taschengeld, ist ein (Double-) Quad Core keine falsche Wahl. Dazu gehört entsprechend ausgiebiger Arbeitsspeicher (RAM) – hier auf keinen Fall geizen. Je nach den eigenen Kenntnissen und Quellen kann man sich mit entsprechender Hardware über das Internet selbst kostengünstig versorgen und diese in das System integrieren. Da erfahrungsgemäß bei der langen Kette von Komponenten, die für das flüssige Zusammenspiel von Hard- und Software nötig sind, ein Flaschenhals durch amateurhafte Wahl selbiger entstehen kann, sollte man im Zweifelsfall den Fachmann ins Spiel bringen. Auch wenn dies Extrakosten verursacht. Spätestens, wenn man mitten in einer Produktion steckt und aufgrund unzureichenden Arbeitsspeichers oder durch Wahl falscher RAM-Bausteine (z.B. ausgelegt für niedrigere Taktfrequenz) die DAW den Titel nur brockenweise an die Lautsprecher weiterleitet, gerät der Zeitplan in Verzug. Oder es ist ganz einfach ärgerlich, weil man erstmal passende Hardware versorgen muss – per Versand. Spricht man den Fachmann im Computerhandel oder die Profis im Musikfachgeschäft direkt zu diesem Thema an und äußert seine speziellen Vorstellungen, ist man mit Sicherheit besser beraten als mit stundenlanger Fehlersuche. Man will doch ‚eigentlich nur Musik machen’…

Der Screen

Viele hochwertige Programme im Bereich Production & Mastering bieten ein komfortables System der Bildschirm- und Arbeitsfensterverwaltung an. Sicher lässt sich damit auf einem einzelnen Screen ‚zurechtkommen‘. Unbestritten ist aber, dass ein ständiges Auf- und Zuklappen, Verschieben, Vor- und Hinterlegen von Fenstern im musikalischen Schaffensprozess oder beim Feinschliff des Klangmaterials hinderlich ist. Nein, sogar höchst ärgerlich, wenn man sich verklickt und Datenverlust entsteht. Somit sollte man sich mit der Software vorab beschäftigen, welche man dauerhaft zu nutzen gedenkt und entscheiden, wie viele Screens sind hier angebracht oder was ist too much. Die Kostenfrage sollte sich hier angesichts des Nutzens mehrerer Screens nur darauf beschränken, wie die Ausstattung der Modelle ist.

Maßgebende Faktoren sind hier maximale darstellende Fläche, Bildwiederholfrequenz (>70Hz!), Auflösung, Aufstellbarkeit, Stromverbrauch. Als praktisch und in den meisten Fällen ausreichend gelten 2-3 Screens. Die Aufstellung derer sollte logischerweise so erfolgen, dass sie nicht in die gedachte Linie zwischen Ohr und Monitorboxen hineinragen. Auch Eigengeräusche sind keine Option für einen optimalen Studioscreen. Da inzwischen aber die älteren Röhrenmodelle von den TFT, LCD- und Plasmascreens verdrängt wurden, ist das lästige Knacksen aufgrund thermischer (Ent-)Spannungen und das Brummen von Induktivitäten eigentlich kein Thema mehr.

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Das Monitoring

In jedem guten Studio besteht das Sound-System nicht nur aus 2 linearen Monitoren, sondern auch aus sogenannten ‚alternativen Abhören‚. Dadurch erhält man neben dem gewollt neutralen Klang des linearen Systems auch einen Einblick, wie klingt meine Aufnahme im Wohnzimmer von Herrn XYZ oder im Auto. Diese Systeme werden nicht durch spezielle Boxen simuliert, sondern man beschafft sich selbstverständlich genau diese Endverbraucher-Geräte. Als praxisnah hat sich erwiesen, nicht das beste, sondern eben eine durchschnittliche Wald-und-Wiesen-Stereoanlage zu installieren. Vorzugsweise mit wohnüblicher Aufstellung der Boxen und Satelliten.
Sehr gut fügt sich in diese Gruppe von Abhören ein sogenanntes Heimkino-Soundsystem. Auch wenn diese Anlage hauptsächlich für die Wiedergabe von DVDs konzipiert sind, welche mit anderen Pegeln arbeiten als die handelsübliche CD, so nutzen doch viele Endverbraucher genau diese Anlagen für das Abspielen der Audio-Silberlinge. Man wird nun nicht die CD diesem Standard anpassen, aber man bekommt ein Gefühl dafür, wie klingt meine Aufnahme auf einer Surround-Anlage dieses Preissegments.

Oft unterschätzt: der Ghetto-Blaster. Klingt eine Aufnahme auf dieser Gattung von Geräten ‚phät‘, druckvoll, klar, lebendig, hat die finale Aufnahme einen praxisnahen Härtetest überstanden. Achtung, hier nicht auf den alten Fehler reinfallen, von der gemasterten Aufnahme schnell mal zum Radio umzuschalten und zu rätseln, warum die eigene Produktion (in den meisten Fällen) ‚dünner‘ klingt. Das MUSS so sein, andernfalls wäre die Aufnahme bereits ‚kaputtkomprimiert‘. Radiostationen setzen gezielt ein sehr spezialisiertes Equipment ein, um einen Kompromiss aus Dynamikkompression und vertretbarem Klang/Lautheit zu generieren. Selbst heutzutage und mit den modernsten Algorithmen zeichnet sich dieser ‚Radioklang‚ immernoch häufig durch ‚Pumpen‚ und manchmal auch durch Artefakte in den oberen Frequenzen aus. Den Alltagshörer stört dies jedoch weniger, als wenn sein Lieblingssender permanent größere Lautstärkeschwankungen aufgrund ‚gesunder‘ Dynamik hätte und er diese durch Drehen am Lautstärke-Regler wiederholt ausgleichen müßte.

Hat man folglich im Mastering-Studio ‚Radiosound‘, sollte man unbedingt auf Fehlersuche gehen…

Ganz unten in der Hierarchie der Monitore stehen Desktop-Speaker oder ‚Tischquäken‘. Selbst diese sind inzwischen, wenn man von ganz minderwertigen 5 Euro – Produkten aus der Technik-Grabbelbox absieht, in der Lage, ganz ordentlich zu klingen – für den Heimbedarf. Daher sollte ruhig ein Paar davon im Studio vorhanden sein.

Das Kernstück des Abhörsystems sind natürlich Linear-Monitore. Je nach Bedarf können dies Nahfeld- oder Midfield-Monitore sein. Letztere kommen im Studio zum Einsatz, um entweder ‚häusliche‘ Situationen zu simulieren oder einfach, um sie dort im Studio zu positionieren, wo die Musiker an den Instrumenten sitzen. Nahfeld-Monitore dagegen haben – ihrem Namen entsprechend – den besten Nutzen in (beinahe) Armweite des Mastering-Ingenieurs.
Die Zeit schreitet voran und ständig werden neue Modelle entwickelt. Dennoch möchten wir einige Geräte empfehlen, welche aktuell erhältlich sind und allgemein einen guten Status genießen.

Für den Einsteiger mit kleinen Räumlichkeiten und überschaubarem Budget interessant ist z.B. das Modell ESI nEar 05 Experience. Es ist ideal für kleinere Räume, hat ausreichend Power, um bei jedem Genre mitmischen zu können, ist klanglich sehr ausgeglichen und hat eine relativ sauberes Linearverhalten; keine Überbetonung bei den äußeren Bandbereichen und einen kräftigen Mittenklang. Selbst bei höheren Leistungen treten keine Verzerrungen auf, mechanisch machen die Membranen alles anstandslos mit. Ein wichtiger Punkt; es handelt sich um aktive Monitore. Das heißt, man muss sich das Set aus Verstärker und Boxen nicht selbst zusammenstellen, sondern erhält hier ein aufeinander abgestimmtes Paket an Komponenten. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil, wenn man sichergehen will, dass z.B. die Ausgangsleistung die Wandler nicht überfordert, dass die Peaks (Spannungs- und Stromspitzen) durch die interne Schaltung abgefangen werden, dass das Gesamtpaket portabel bleibt, ohne Strippengewirr zwischen Amp und Box. Das Paar gibt es für ca. 220 EUR. Nicht unerwähnt bleiben soll, daß dieses Modell einige ‚Geschwister‘ hat, welche sehr ähnliche Eigenschaften aufweisen.

Eine sinnvolle Ergänzung und eigentlich auch Notwendigkeit ist ein Wiedergabesystem für jene Frequenzen, bei denen die Kennlinie den linearen Bereich eines Monitors verlässt oder die die Membranen aufgrund konstruktiver und physischer Parameter einfach nicht wiedergeben können – der Subwoofer. Aus dem Hause Fostex kann für den Einstieg der PM-0.5-SUB MKII empfohlen werden. Mit 100W Ausgangsleistung bietet er mehr, als der Nachbar auf Dauer vertragen kann. Daher auch für kleinere Studios geeignet. Kein Flattern der Membranen, auch bei größeren Leistungen. Mit knapp 320 EU ist er sicher nicht gerade billig für den Einsteiger, aber wir hatten ja schon oben erwähnt, dass und warum bei manchen Anschaffungen Geiz absolut fehl am Platz ist.

Verfügt man über ein wenig mehr als nur gutes Taschengeld, sollte man auf der Suche nach erstklassigen Nahfeld-Monitoren nach DYNAUDIO oder KRK schauen. Für den Heimanwender sicher unverschämte Preise, aber für den Profi zahlt sich jeder Cent aus. Ein Beispiel, um mal in den Klang-Olymp zu horchen, die Exposé E8b. Mit dezenten 2800 EU ist man dabei. Pro Stück…. Allerdings kommt hier das Instrument auch so wieder zum Vorschein, wie es in die Membran des Mikrofons eingestrahlt hat. Druckvoll, klar, kompromisslos natürlich.

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Weiter nach oben im selben Geräte-Segment geht es noch ein ganzes Stück, aber leider hatten wir derartige ‚Schätze‘ noch nicht in unseren Händen und verweisen diesbezüglich lieber auf einschlägige Testberichte und Foren.

Kopfhörer gehören in jedes Studio. Günstigenfalls ein leichteres, halboffenes System für Produktion und Aufnahmen, ein geschlossenes System für das Mastern. Im Kapitel Mastering vs. Mixdown haben wir schon erläutert, warum dies unbedingt so ausgeführt sein sollte. Gute Erfahrungen gemacht haben wir bei der halboffenen Variante mit dem BEYERDYNAMIC DT-990 PRO, einem Modell mit angenehmem Tragekomfort und ausgezeichneten Daten in dieser Preisklasse. Tragekomfort klingt ein wenig nach luxuriös und nach ’nicht unbedingt notwendig‘. Wer aber schon einmal mehrere Stunden unter Kopfhörern verbracht hat, weiß, 100g werden irgendwann zu gefühlten 5kg. Daher sollte man unbedingt in einem Fachgeschäft mehrere Modelle auf Sitz und Druck testen – mit Kopfschmerzen lässt sich nicht gut mastern… Natürlich soll man vor diesem Hintergrund die technischen Daten beim Kauf nicht vernachlässigen. Es ist umso begeisterungswürdiger, dass dieses Modell – wie die meisten besseren Modelle – mit einer Finesse aufwartet, der sogenannten Diffusfeldentzerrung.

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Dieses Thema ist eine Wissenschaft für sich. In wenigen Worten ausgedrückt bedeutet es vor allem, man hat im Gegensatz zu einfacheren Kopfhörern das Ohr nicht direkt am Schallwandler ‚kleben‘, sondern in einem gewissen Abstand. Dadurch gelangen entsprechend seiner Ausführung  bestimmte spektrale Anteile im Audiosignal weniger/mehr stark ins Gehör – das Klangbild erscheint in Folge dessen transparenter. Erreicht wird dies, indem der akustische Frequenzgang durch konstruktive Maßnahmen ‚gefiltert‘ wird – es erfolgt eine Linearisierung des Signals. Für einen sehr realitätsnahen Preis von ca. 149 EUR ist das Teil zu haben und wir empfehlen es mit gutem Gewissen.

In der Kategorie der geschlossenen Systeme bietet sich der Beyerdynamic DT 770 PRO 80 an. Dieser hat zwar ein paar Gramm mehr am Bügel und sorgt nach einiger Zeit auch für einen Satz heiße Ohren, aber dafür ist die akustische Leistung bezüglich Klangtreue und ‚Ehrlichkeit‘ das vorrangigere Argument bei der Kaufentscheidung. Im Detail; in den oberen Bereichen gibt es weniger Ermüdungserscheinungen des Ohres als bei Mitbewerbern im selben Preissegment. Selbst nach längeren Hörphasen kommen die Höhen nicht aggressiv oder nervend rüber. Man ist auch nicht versucht, diesen Frequenzbereich unnötig anzuheben. Der Bassbereich beginnt bereits recht weit oben in der Kennlinie abzufallen, was für ein transparentes Klangbild sorgt; kein Wummern und ‚Mumpfen‘. Die Impulstreue ist folgerichtig sehr hoch – keine nennenswerte Färbung des Klanges ist festzustellen. Für relativ kleines Geld ist dieses akustische ‚Messgerät‘ zu haben und jeden Cent wert.

Wir machen einen großen Sprung von der Hard- zur Software.

Da genau dieses Thema ein schier unüberschaubares ist, werden wir auch nur die Bereiche tangieren, in denen wir zuhause sind. Für jede DAW wie Cubase, Sonar, Logic, FL, Ableton, Reaper gibt es Foren, eine eigene Community, Profis, Für und Wider.

Wir arbeiten im Mastering vornehmlich – wer hätte es gedacht – mit der letztgenannten. Reaper ist zwar nicht so ’schön bunt‘ und mit Wagenladungen an VST/is direkt out-of-the-box gepackt wie z.B. FL, aber die sehr klar überschaubare Oberfläche und das griffige Handling schreien geradezu danach für Mastering ‚entführt‘ zu werden. Außerdem sind schon einige Tools integriert, die für sehr spezifische Recording/Mastering-Aufgaben hilfreich sind. Grafisch sind diese eher mausgrau, aber die Funktionalität ist hier von entscheidendem Vorteil. Als externe VSTs binden wir vor allem Module aus dem Mastering-Bundle von WAVES ein. Zwar muss man bei diesen Software-Paketen tief in die Tasche greifen, dafür sind die Werkzeuge aber vom Feinsten. Dies vor allem in Bezug auf Usability, niedrige CPU-Belastung, Auswahl und Menge der Optionen pro Modul. Abgesehen davon sind diese Bundles natürlich nicht nur für das Mastering, sondern auch für Aufnahme und Produktion geeignet.

Eine weitere empfehlenswerte, für den Einsteiger in der Anschaffung wesentlich moderatere All-In-One Software Lösung für das DAW-gestützte Mastern ist iZotope Ozone 4. Für den einen das einzige Werkzeug zum Mastern, für den anderen eine gute Ergänzung zum vorhandenen Inventar. Wir setzen von diesem VST hauptsächlich den wirklich sauber arbeitenden Imager ein – dieser bietet neben den getrennten Bändern eine spürbar positive Wirkung auf die räumliche Darstellung, ohne dass es zu hörbaren Auslöschungen oder Verfärbungen kommt (wenn diese nicht gerade aus kreativen Gründen beabsichtigt sind). Auch die Dynamik-Abteilung ist recht variabel und ergänzend zu weiteren modularen Mastering-VSTs einsetzbar; für sämtliche wichtigen Signalformungen wie Kompression, Limiting und Expanding. Dass alles in getrennten Bändern erfolgt, versteht sich von selbst. Für den sehr entspannten Preis von ca. 230 EUR bietet das Programm selbst als einzelnes VST mehr, als mancher Anwender je ausreizen kann.

Dies ist natürlich immer im Kontext  zu sehen mit dem Anspruch, welcher an die Qualität der finalen  Aufgabe gestellt wird. Für den Anwender der WAVES-Plugins ist lediglich die Handhabung des Ozone etwas gewöhnungsbedürftig, da man ständig zwischen den verschiedenen Anwendungen innerhalb des Plugins umschalten muß, statt sie z.B. nebeneinander auf dem Screen anordnen zu können. Bei dem obigen Kaufpreis aber ein Kompromiss, mit dem man leben kann.


Neben den Luxusschlitten sollen die Freeware-VSTs nicht unerwähnt bleiben. Hier haben sich in unserem Mastering-Einsatz beispielgebend der SPAN von Voxengo als sehr flexibler und praxiserprobter Analyzer und das SIR1 als sehr eindrucksvolles Reverb der besonderen und subtilen Art bewährt. Noch etliche andere mehr natürlich, aber dies würde den Rahmen des Kapitels sprengen. Eine wahre Fundgrube in dem Zusammenhang ist www.kvraudio.com. Diese Adresse sollte man unbedingt kennen!

Von der Technik zum Ohr

An dieser Stelle möchten wir auf die ‚Mensch-Maschine‚ eingehen. Viel zu oft wird beim Thema Mastering nur nach dem Maschinenpark im Studio geschielt. Doch die eigentliche Schaltzentrale ist immer noch der Mensch. Nicht der Computer entscheidet, ob eine Aufnahme gut klingt. Diese Aufgabe bleibt dem lebendigen Ästheten überlassen – bei aller Liebe zur Technik. Für viele kommt die Einsicht, wenn sie sich mit der Tontechnik zielgerichtet auseinandersetzen wollen, zu spät, z.B. nicht ohne Gehörschutz neben lauten Maschinen zu arbeiten, wenn diese einfachen präventiven Maßnahmen doch eigentlich in jedem Falle verfügbar sind. Ebenso muss man sich doch auch nicht zu lange in Räumen mit ungesund hohen Schallpegeln aufzuhalten u.ä.

Denn als Folge dessen fehlt dann oft eine wichtige Grundlage zum ‚Hörenkönnen‘, nämlich die uneingeschränkte organische Fähigkeit dazu. Wer sich diese mit Unachtsamkeit vor unnatürlichen Schallquellen zunichte gemacht hat, erhält von der Natur keine zweite Chance. Kein Hörgerät und keine OP kann die Hörfähigkeit wieder in dem Maße herbeiführen, wie sie am Organ verloren gegangen ist. Und hier muss erwähnt werden, dass nicht nur der unmittelbare Einfluß des Schalls eine Wirkung auf die Hörnerven haben kann, sondern vielfältige nichtakustische Faktoren wie die dauerhafte Aufnahme ungesunder Nahrungsmittel, der Konsum von Betäubungs- und Suchtmitteln, äußerliche Einwirkung von Chemikalien bei entsprechenden Arbeiten ohne Schutzkleidung, Infektionen des Innenohres,  virale Erreger usw.

Behalte deine Gesundheit im Auge!

Eine ernste Empfehlung aus eigener Erfahrung.
Sollte es aus irgendeinem Grund (z.B. schwere Erkältung, Virus) zu einem zeitweisen Verlust des vollen Hörvermögens kommen – nennen wir das Kind ruhig beim Namen: Hörsturz – dann ist sofort Handeln angesagt. Jede Stunde, die man verstreichen lässt, bevor man den Hör-Nervenzellen mit entsprechenden, vielfach erprobten (!) Maßnahmen zur Hilfe eilt, bedeutet den sicheren Tod einiger dieser sensiblen ‚Werzeuge‘. Keiner stellt sich einen Flatscreen mit zahllosen toten Pixeln auf den Schreibtisch, warum also ein Ohr mit abgestorbenen Nervenzellen mit sich herumtragen?

Es empfiehlt sich sogar, wenn man selbst einschätzen kann (und ein Tontechniker sollte dies besser können als jeder andere), dass das Hörvermögen deutlich eingeschränkt ist (dumpf, einseitig), dass nicht der Gang zum HNO die beste Wahl ist – sondern gleich die Inanspruchnahme einer stationären Behandlung. Üblicherweise lässt man für einige Tage den geschädigten Nervenzellen über die Blutbahn eine erhöhte Sauerstoffmenge zukommen. Dies, indem man das Blut per Infusion verdünnt. Da dies eine Angelegenheit von mehreren Stunden pro Tag bedeutet und die Prozedur in waagerechter Position stattfindet, ist ein stationärer Aufenthalt von ca. 1 Woche sinnvoll und auch einzukalkulieren. Ein gutes (dickes) Buch ist in dieser Situation übrigens sehr hilfreich…

Fazit: ‚Abwarten und mal schauen was passiert‘, ist in jedem Fall für einen professionellen Tontechniker ein guter Grund, schon mal den Einzug in ein neues berufliches Betätigungsfeld vorzubereiten. Aus einem Hörsturz geht man immer mit Verlusten vom Platz. Je früher man handelt, um so besser stehen die Chancen, nur wenig vom ‚Gold im Ohr‘ einzubüßen. Alles andere ist Lotto.

Ein Tip: Man sollte von seinem Gehör wenigstens einmal jährlich eine Sensibilitätskurve* erstellen. Nach schwierigeren, längerfristigen Erkrankungen oder dem hier genannten Hörsturz ist sie ein gutes Werkzeug, um festzustellen, ob und wie sich das Gehör in den Folgewochen wieder erholt. Ebenso, ob eine Schädigung möglicherweise permanent ist und wenn, in welchem Maße. Jede andere Wahrnehmung des eigenen Hörvermögens ist durch die Adaptionsfähigkeit des Gehirns zu 100% subjektiv und verfälscht den tatsächlichen Ist-Zustand. Eine Referenz in der Schublade zu haben, lässt sich im Falle des Falles durch nichts ersetzen!

*Y-Achse=Pegel, X-Achse=Frequenz, In-Ear-Phones bei geeichten Pegeln und Frequenzen verwenden, Millimeterpapier oder PC zur Datenaufzeichnung nutzen, den gesamten hörbaren Bereich im toten oder gut gedämpften Raum testen

 

Letzte Aktualisierung am 24.05.2021 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API | Der Preis ist möglicherweise inzwischen geändert worden und auf dieser Seite nicht mehr aktuell