Knacksen und Knistern

Die akustische Natur dieser Störgeräusche

Beide Schallereignisse ähneln sich in ihrem zeitlichen Verlauf, unterscheiden sich jedoch vornehmlich in der Höhe des Pegels. Während das, was man als Knackser (engl. click oder clicking) im Audiomaterial bezeichnet, meist mit dem Pegel des Nutzsignals konkurrieren kann, zeichnet sich Knistern eher durch seine Unauffälligkeit aus. Bis zu dem Moment beim Mastering, da das Verhältnis Nutzsignal zu Störsignal zugunsten des letzten ausfällt. Natürlich will man von beidem 0% im Mix haben und so wurden entsprechende Plugins mit recht wirkungsvollen Algorithmen entwickelt. Wir verwenden aus dem Bundle von WAVES die Tools X-Click und X-Crackle. Welches VST welche Funktion hat, ist aufgrund des Namens selbstredend.

X-Click

Bei diesem Plugin gibt es recht wenige Parameter, die man verändern muss oder kann. Hat man die Stelle mit dem Knackser identifiziert, lässt man diese mit einigem Abstand vor und nach dem Störimpuls Schleife laufen und tastet sich an den optimalen Wert zum Eliminieren heran. Je nachdem, ob es sich um einen extrem kurzen oder doch mit längerer Ausschwingphase behafteten Impuls handelt, kann man die Wirkdauer mit dem Parameter Shape eingrenzen. Den Schwellwert, bei dem das Plugin überhaupt erst tätig werden soll, stellt man mit dem Regler für Threshold ein. Zunächst fährt man langsam den Regler hoch, bis ein Wert erreicht ist, ab dem der Übeltäter ins akustische Nirvana verschwindet. Diesen Wert sollte man sich entweder wieder notieren oder einen Marker mit dieser Information setzen. Warum?

 

Es hängt sehr davon ab, wie stark der Mix mit derartigen Störungen belastet ist. Dies sollte er ja normalerweise nicht sein, aber wir nehmen einfach mal an, dass es so etwas gibt…
Tritt dieser Typ Störsignal also sehr häufig auf, kann man sich überlegen, ob man jedes einzelne dieser Events per Automation entfernt oder ob man das Plugin einmal fest einstellt und es seine Arbeit machen lässt. Handelt es sich um einen Mix, welcher viele perkussive Elemente enthält, sollte man unbedingt in ein paar Überstunden investieren. Es ist nämlich unmöglich zu garantieren, dass X-Click nicht auch mal das knackige Attack einer sehr steilen Drum oder eines percussiven Leadsynths ‚abfeilt‘. Das Plugin erkennt schließlich Freund und Feind nur anhand des Pegels und der dazugehörigen Impulsform. Grundregel für den sinnvollen Einsatz des X-Click – zumindest in unseren vier Wänden – ist; für Titel mit  prägnanten Drums und spitzen HiHats wird das Plugin, wenn überhaupt vor solchem impulsreichen Hintergrund, nur automatisiert eingesetzt.

Bei elektronischer Musik der ruhigen Art kann es meist durchgehend mitlaufen. Wählt man die letzte Variante, sollte man an Stellen, an denen es potenziell möglich wäre, dass das Plugin ‚anspringt‘, nachkontrollieren, ob dem tatsächlich so ist. Speziell dafür zeichnet sich X-Click durch einen simplen Umschalter aus, der wählen lässt, ob man das bearbeitete Material hört; Stellung AUDIO oder, das, was daraus extrahiert wurde; DIFFERENCE. Hier lässt sich wunderbar feststellen, wann das Skalpell im Einsatz war – es knackst!

Hier das isolierte, im Mix nicht mehr wahrnehmbare Signal

Das blanke Differenzsignal

Wie immer bei sehr kurzen Events bietet sich an solchen Stellen wieder an, mal ein längeres Stück in Schleife laufen zu lassen und einen sicheren Wert für Threshold und Shape zu verwenden. Übrigens, nicht immer gelingt eine komplette Eliminierung des Störers. Es beiben ab und an kleine, wesentlich unauffälligere, dumpfe ‚Klopfer‘ übrig. Dort kann man leicht mit einer kurzzeitigen Pegelkorrektur die Wellen glätten. In der Praxis hat sich aber gezeigt; wenn man nicht weiß, wo sich diese ‚Narbe‘ befindet, nimmt man sie meist nicht wahr. Dies ist so ähnlich wie mit einem Auto, welches wegen eines schlimmen Lackschadens in der Reparaturwerkstatt war. Der Kunde sieht vor allem, dass die ehemalige Schadstelle wieder perfekt glänzt. Dass vielleicht noch eine winzige, flach verlaufende Dellung bestehen bleibt oder die Farbe nicht 100%ig mit dem umgebenden Lack übereinstimmt, geht im Gesamtbild unter.

Loop mit und ohne Click: einfache Automation der Threshold

der A/B-Vergleich

Befinden sich kräftige Störer im Material, sollte man für Threshold den maximalen Wert anwenden, aber nur kurzzeitig und per Automation. Um einen lauten Click erfolgreich entfernen zu können, MUSS dort einfach ein hoher Wert verwendet werden. Üblicherweise sägt dieses Plugin dann aber auch vom Rest des Signals vieles weg, was dort eigentlich bleiben sollte. Daher bei lauten Störern und kräftigem Eingriff unbedingt das Plugin auch nur kurzzeitig aktivieren.

kurzzeitiges Aktivieren – nur wenig länger als der Click selbst

X-Crackle

Wie oben erwähnt, sind beide Plugins recht ähnliche ‚Geschwister‘. Die Schalt- und Regelelemente sind identisch, die Wirkungsweise ist ähnlich. Nur, man versucht mit diesem Tool den Focus auf leisere Impulsspitzen im Klanggemisch zu legen. Es funktioniert recht gut, wenn man keine allzu hohen Ansprüche an das Ergebnis – bei einem stark ‚verseuchten‘ Mixdown – stellt und den Komfort weniger benötigter Parameter, die zum schnellen Ziel führen sollen, nicht missen möchte. Oberste Regel für uns, nur (dauerhaft) aktiv schalten, wenn es gar nicht anders geht. Ansonsten per Automatisierung nur kurzzeitig hochfahren.

X-Crackle – nur abschnittsweise im Einsatz

Nicht nur leises Knistern, welches durch externe Störungen in das Material gelangt ist, kann man hiermit behandeln. Es gelingt auch recht gut, unschöne Verzerrungen einigermaßen zu retuschieren. Je nach Schwere des ‚Zerstörung‘, z.B. durch einen Fall von 0dBFS über mehrere Millisekunden, lässt sich das Ergebnis entweder in einen akzeptablen Kompromiss wandeln oder es klappt eben absolut nicht.

die lädierte Stelle – leise, aber hörbare Verzerrungen

im A/B-Vergleich: verzerrte / entzerrte Aufnahme

 

Unbedingt erwähnt werden sollte, dass es in einigen Fällen Sinn macht, die genannten Plugins entsprechend hintereinander zu schalten. Zum Beispiel, wenn mit X-Click der größte Teil des Impulses entfernt wurde, KANN ein Plugin wie X-Crackle dahinter noch etwas bringen. In diesem Fall unbedingt wieder überlegen, ob Automatisierung Sinn macht oder Dauerbetrieb möglich ist, ohne dass der Mix wahrnehmbare Kollateralschäden erleidet. Auch kann X-Noise hinter X-Crackle das Ergebnis gelegentlich verbessern – es kommt auf den Fall an.

Im Einsatz: X-Click in Reihe mit X-Crackle

A/B-Vergleich; beide Plugins (X-Click & X-Crackle) hintereinander. Der Klick ist hörbar bei ca. 2,6 und 3,0 Sekunden.